Der Kongressleiter Prof. Rainer Speh beschrieb den Paradigmenwechsel zur Umgestaltung des Energieversorgungssystems und skizzierte die anstehenden Veränderungen. Die große Aufgabe bestünde darin die richtige Bauanleitung für den Systemwandel zu entwickeln. Eine Diskussion über Geschäftsmodelle sei verfrüht, solange es keine technischen Lösungen gäbe, so Speh.
Die Frage nach jener „Bauanleitung“ beantworteten die Referenten unterschiedlich. VDE-Präsident Dr. Gunther Kegel sagte im Rahmen seiner Keynote „Die Energiewende ist nicht nur elektrisch“. Die Kommunikation sei unerlässlich und auch das Thema Cyber Security spiele aufgrund der zunehmenden Vernetzung der Komponenten und der Funktion der Stromversorgung als kritische Infrastruktur eine immer größere Rolle. Sein wichtigster Aufruf an alle Kongressteilnehmer lautete: "Trommeln Sie lauter, damit die Energiewende nicht von Menschen gestaltet wird, die von der technologischen Realität keine Ahnung haben.“
Der VDE Arbeitskreis „Energieversorgung 4.0 “ hat sich mit dem Workshop „Der Zellulare Ansatz“ des Themas angenommen und wird die technische Vision eines dezentralen, auf erneuerbaren Energien basierenden Versorgungssystems spezifizieren und eine „Bauanleitung“ dazu entwickeln.
In zahlreichen Vorträgen von Herstellern, Anwendern, Hochschulen und je einem Vertreter der Europäischen Kommission und der Bundesnetzagentur wurden weitere Aspekte der Energiewende beleuchtet. So liegen die großen Herausforderungen in den Bereichen Wärme und Verkehr, Energieeffizienz und Versorgungssicherheit, Flexibilität und Lastmanagement, Abhängigkeit von fossilen Energieträgern und Dekarbonisierung, Dezentralisierung und Netzstabilität, und nicht zuletzt in der Digitalisierung, die mit der Automatisierung Hand in Hand gehen muss.
Aber nicht nur die technischen Rahmenbedingungen spielen für das Gelingen der Energiewende eine Rolle – entscheidend ist auch der Faktor Mensch: „Große Zukunftsthemen wie Digitalisierung und Energiewende brauchen Menschen, die diese Themen technisch-wissenschaftlich durchdrungen haben – der VDE ist zu Technologiethemen bestens aufgestellt." stellte VDE-Präsident Kegel fest.
Sebastian Ackermann von innogy fügte hinzu, dass sich viele Unternehmen schwer täten, Ingenieursdienstleistungen zu verkaufen: „Wir müssen hier selbstbewusster werden: Die Silicon-Valleysierung geht mir auf die Nerven – es darf nicht zum Ausverkauf deutscher Ingenieurskunst kommen.“
Dr. Gerhard Kleineidam, Lutz J. Schmid