Akustik- und EMV-Halle des VDE-Prüfinstituts
VDE
19.03.2021

Grundlagen der EMV

Der VDE Bayern Young Pro Dialog greift das Thema Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) auf, um Mitglieder und Interessierte umfassend über dieses wichtige Thema aus dem Bereich der Elektrotechnik zu informieren.

Würth Elektronik | Ronja Knoblich

Das Thema EMV (elektromagnetische Verträglichkeit) scheint oftmals ein Mysterium zu sein. Besonders für Studierende und Young Professionals ist die EMV eine „Black Box“, in der Magie geschieht.

Genau aus diesem Grund griff das VDE Bayern Young Net Team im März 2021 das Thema „Grundlagen der EMV“ für seinen virtuellen Young Pro Dialog auf: Anhand einer Sender-Empfänger-Betrachtung auf Geräte-Ebene wurde dabei geklärt, wie Störquellen entstehen und über welche Koppelwege die Störenergien übertragen werden. Die zahlreichen interessierten Teilnehmer, VDE Mitglieder und Nicht-Mitglieder (nicht nur aus Bayern), haben Einblick in die geltenden EMV-Normen erhalten und erfahren, warum es für Unternehmen wichtig ist, diese einzuhalten.

Der spannende Vortrag wurde vom Gast Speaker und Experten auf dem Gebiet der EMV Mario Möller (li), Field Application Engineer der Firma Würth Elektronik eiSos GmbH & Co. KG, gehalten. Die Moderation hatte Martin Greubel (re), Sprecher VDE Bayern Young Professionals inne. 

Das VDE Bayern Young Pro Team bietet seinen Dialog regelmäßig als Online-Format an, um Studierenden und Young Pros einen Wissensvorsprung aus erster Hand zu vermitteln. Im VDE Bayern Veranstaltungskalender informieren wir über unser Angebot, VDE Mitglieder erhalten automatisch eine Einladung.

Antworten au zentrale Fragen zur EMV sind auf dieser Seite nochmals zum Nach- bzw. Einlesen zusammengefasst. VDE Mitgliedern senden wir die Vortragspräsentation des Young Pro Dialogs  auf Anforderung gerne zu.

Wie entstehen elektromagnetische Störungen?

Für ein grundlegendes Verständnis eines EMV Modells kann das vereinfachte Sender-Empfänger Modell betrachtet werden. Grundsätzlich jede elektronische Einrichtung kann zum Sender werden. Beispielhaft: Funksignale von Sendeanlagen können zu Störungen in umliegenden mobilen Endgeräten führen. Aber auch in industriellen Umgebungen tauchen massenweise Sender auf. So stellen leistungsstarke Elektromotoren große induktive Lasten dar, die beim Ein- bzw. Abschalten starke Magnetfelder ausbilden und so ihre Umgebung stören.

Prinzipiell entstehen an jeder Stelle der Applikation potentielle Störer, an der große Spannungen oder Ströme mit steilen Flanken geschalten werden und so große elektrische oder magnetische Feldänderungen verursachen. Als Empfänger können alle elektrischen Einrichtungen betrachtet werden, die sich im Wirkbereich des Störfeldes befinden wie z.B. Smartphones oder Laptops.

Wie können sich Störungen in der Applikation verbreiten?

In der Elektrotechnik kann jeder Leiter eine Antenne sein und die Ausbreitung der elektromagnetischen Emissionen verstärken. Dabei spielt die Frequenz bzw. die Wellenlänge des Signals bei der Ausbreitung eine entscheidende Rolle. Zwischen Wellenlänge und Frequenz gibt es folgende simple Beziehung:

Je niedriger die Signalfrequenz desto länger ist die dazugehörige Wellenlänge.
Aus Perspektive der EMV ist es umso wahrscheinlicher, dass aus einer elektrischen Einrichtung Emissionen austreten, je kleiner die Wellenlänge oder je höher die Frequenz ist. Dabei wirken die angeschlossenen Kabel bzw. Leiterbahnen der PCB als Antenne. Für die Verbreitung der Störenergie existieren drei grundlegende Kopplungsmechanismen:

  • Kapazitive Kopplung - Entstehung durch zwei parallele Leiter, die immer einen Kondensator bilden - Störgröße ist die Änderungsrate der elektr. Spannung (du/dt)
  • Induktive Kopplung - Um einen stromdurchflossenen Leiter bildet sich ein Magnetfeld aus, das auch benachbarte Leiter durchdringt - Ursache ist ein magnetisches Wechselfeld bzw. Änderungsrate des Stroms (di/dt)
  • Galvanische Kopplung - Tritt auf, wenn zwei Stromkreise miteinander leitend verbunden sind - Tritt häufig auf, wenn Ströme verschiedener Verbraucher über gemeinsame Versorgungs- oder Masseleitungen fließen.

Wie können Störungen vermieden bzw. gefiltert werden?

Ausreichende EMV lässt sich meist durch geeignete Maßnahmen an Sender, Pfad oder Empfänger erreichen. In der EMV werden dabei folgende Maßnahmen unterschieden:

  • Primärmaßnahmen: Emissionen des Senders minimieren
  • Sekundärmaßnahmen: Unterbrechung der Koppelmechanismen
  • Tertiärmaßnahmen: Störfestigkeit des Empfängers erhöhen

Oftmals bietet ein gut designtes EMV-Layout bereits einen Großteil der Lösung zur Vermeidung der Emissionen. Beispielhaft ist eine sternförmige Aufteilung der Masseleitung zur Vermeidung sogenannter Masseschleifen hilfreich, um der Verbreitung von Störströmen im System entgegenzuwirken. Ebenfalls lassen sich kapazitive und induktive Kopplungswege durch Einhaltung einiger Layout Regeln unterbrechen. So kann es beispielhaft bereits ausreichend sein, den Abstand zweier Leiter unterschiedlicher Stromkreise im System groß genug zu halten, um eine Kopplung zu vermeiden.

Reichen diese Maßnahmen alleine nicht aus oder lassen sich gewisse Kopplungswege im Layout nicht vermeiden, so werden passive Filter zur Dämpfung der Störenergie eingesetzt. Das Prinzip eines passiven Filters entspricht dem eines frequenzabhängigen Spannungsteilers. Die Filteranordnung enthält immer mindestens ein frequenzselektives Bauteil wie einem Kondensator oder einer Induktivität. Die Bauteile werden dabei so ausgewählt, dass sie angepasst an die Nutzfrequenz des Systems keine Auswirkung auf das Nutzsignal haben, allerdings fehlangepasst an die Störfrequenz sind. So wird erreicht, dass die Frequenz des Störsignals ausgefiltert wird. Eine sehr häufig eingesetzte Filtertopologie ist der Tiefpass, der seinem Namen entsprechend tiefe Frequenzen ungehindert passieren lässt und oberhalb eines definierten Wertes Frequenzen ausfiltert.