Netzwerken auf See - VDE Bayern Tec Cruise 2022

In der Einladung wurde, wohl inspiriert durch den diesjährigen Supersommer, der romantische Blick auf die Abendsonne versprochen. Das musste Peter Rief, Leiter VDE Bayern, in seiner Begrüßungsansprache dann doch zurücknehmen. Mit Mitgliedern und den Vorständen von VDE Nord- und Südbayern, insgesamt 140 Teilnehmenden und Ehrengästen an Bord, legte die MS Seeshaupt am späten Nachmittag in Starnberg ab und stach in die regen- und sturmgepeitschte See, die hinter sicheren Scheiben aber durchaus wieder romantische Aspekte zeigte, insbesondere als in der Abenddämmerung die an den Ufern reichlich vorhandenen Sturmwarnsignale das Licht auf dem See bestimmten. Den Kapitän regte das nicht weiter auf, er gab das Kommando an seinen Autopiloten ab und begab sich zu den Passagieren an die Theke.Alle Teilnehmenden genossen ganz besonders die nach zwei Pandemiejahren erste Präsenzveranstaltung dieser Art, man freute sich, alte Bekannte wieder zu sehen und wurde neuen vorgestellt, das fing in der Anstehschlange zur Registrierung an, wodurch die Ansteh-Ordnung dann auch schon mal durcheinandergeriet. 

Politischer Impuls

In seinem politischen Impulsvortrag zum Thema „Mehr Klimaschutz und Energieeffizienz im Gebäude durch digitale Technologien?“ wies Dipl.- Ing. (FH) Michael Kießling, gelernter Bauingenieur und Bundestagsabgeordneter, Mitglied im Bauausschuss und Sprecher zum Thema „Smart Cities“, auf die unbefriedigende Situation beim Gebäudebau hin. Noch viel zu oft würden Einzelgewerke betrachtet, anstatt eines ganzheitlichen Ansatzes im Sinne von Cradle-to-Cradle, also von der Planung bis zum Recycling des Gebäudes nach dem Ende seiner Nutzungszeit. Gute Planung vermeidet teure Änderungen während der Bauphase, eine Alltagsweisheit, die sich offensichtlich noch nicht überall durchgesetzt hat. Ein Weg dazu führt über den Einsatz von digitalen Werkzeugen, genannt wurde BIM (Building Information Management). Simulationen am digitalen Zwilling des Gebäudes lange vor dem ersten Spatenstich ebnen den Weg zu mehr Effizienz, geringerem Energieverbrauch und damit letztlich zu einem wichtigen Teil der Energiewende.

Ein weiterer Punkt betrifft die Förderpolitik. Bislang werden Maßnahmen lediglich am Einzelgebäude gefördert. Wirksamer wären Förderungen für Quartierslösungen mit zentralen Speichern und einer gemeinsamen Infrastruktur für viele Häuser, nicht zu vergessen auch für die Geothermie, die zwar teuer, aber dafür sehr langlebig ist. 

Ausblick

Mit an Bord war der Präsident des VDE, Prof. Dr.-Ing. Armin Schnettler. Er bedankte sich sehr herzlich für die Einladung zu dieser Veranstaltung und formulierte einige Gedanken zu unserer technischen und wirtschaftlichen Zukunft, die nicht gerade entspannend wirkten. Unser Wohlstand beruht auf drei Säulen. Das ist erstens die äußere Sicherheit, die durch die Schutzmacht USA gewährleistet war. Zweitens haben wir billige Energie bezogen, und drittens haben wir den riesigen Markt in China nutzen können. Alle drei Säulen brechen nun nahezu gleichzeitig weg, ohne dass Ersatzlösungen unmittelbar verfügbar wären. Klar ist, dass Europa und Deutschland souveräner werden müssen. Den Weg dahin kann die Politik nicht allein einschlagen, sie braucht dazu technische und wirtschaftliche „guidance“.

Herzlich willkommen - neue Unternehmensmitglieder stellten sich vor

Toni Göller und Maximilian Lutz von MINcom und Stefan Kirner von AS LED Lighting stellten als Sponsoren des Abends ihre Unternehmen und Innovationen ausführlich vor. MINcom beschäftigt sich mit Abrechnungen jeder Art und Systemen, die eine variable Preisgestaltung ermöglichen. Ein vielversprechendes Geschäftsfeld ist der Verkauf von Energie, denn hier ist eine angebotsorientierte Preisgestaltung besonders attraktiv.  AS LED Lighting bietet kundenspezifische Lösungen für energiesparende innovative Beleuchtungstechnik an und leistet damit einen Beitrag zu Nachhaltigkeit und Energieeffizienz.

In den vergangenen zwei Jahren konnte der VDE Bayern eine Reihe weiterer neuer korporativer Mitglieder gewinnen. Einige von Ihnen nutzen auf dem Starnberger See die Chance, sich dem VDE Bayern Netzwerk kurz vorzustellen:

• ISES Institut für Nachhaltige Energiesysteme der Hochschule München, forscht zu elektrischer Energiewandlung, -verteilung und -speicherung. Vorgestellt von Florentina Alecu und Oliver Bohlen.
• eco2050 Institut für Nachhaltigkeit, forscht zu digitalen Lösungen, die zu mehr Nachhaltigkeit führen. Vorgestellt von Dr. Dina Barbian.
• Citema Systems, ein Innovations-, Technologie- und Realisierungspartner für die digitale Transformation bestehender Anwendungsfälle und disruptiver Geschäftsmodelle. Spezialgebiete sind Blockchain-Anwendungen und Cyber Security. Vorgestellt von Rainer Keiditsch.
• Coneus, ein auf die Energie- und Wasserwirtschaft spezialisiertes Beratungs- und Ingenieurunternehmen, das Stadtwerke und Netzbetreiber unterstützt. Vorgestellt von Thomas Köck.
• VePa Vertical Parking, hat vertikale Parktürme entwickelt, mit denen die Stellplatzproblematik von Immobilienprojekten einfach, platzsparend und zukunftsfähig gelöst werden kann. Vorgestellt von Simon Schubnell.
• Huawei Technologies, bietet eine Plattform für Leistungselektronik und den zugehörigen Produkten an. Vertreten durch Ren Qi und Liming Lu.
• Ifap Service-Institut für Ärzte und Apotheker, bieten mit umfangreichen Arzneimittel-Datenbanken allen Beteiligten im Gesundheitswesen sichere und umfassende Informationen.  Vorgestellt von Julie Pattery und Kerstin Lenke.
• Technikplan Ingenieurgesellschaft, bieten ganzheitliche Planungsmethoden und Facility Management für die effektive und kostengünstige Abwicklung von Bauprojekten. Vorgestellt von Rupert Vollhardt.

Ehrungen

Ebenfalls der Corona-Pandemie war es geschuldet, dass der VDE Bayern Award 2021 noch nicht an alle Preisträgerinnen und Preisträger verliehen werden konnte. Zwei von ihnen waren mit uns an Bord: Aus der Kategorie Elektrohandwerk wurde Werner Rost von der Innung für Elektro- und Informationstechnik München geehrt. Er ist stellvertretender Leiter der Abteilung Aus- und Fortbildung und bringt in seiner Funktion Neuerungen und Verbesserungen im Bereich Ausbildung und Prüfungswesen mit außerordentlichem Engagement und großem persönlichen Einsatz voran. Die Auszeichnung in der Kategorie Wissenschaft erhielt Andrea Reindl, M.Sc., für ihre Masterarbeit an der OTH Regensburg. Sie beschäftigte sich mit effizienten dezentral gesteuerten Batterie-Management Systemen, die eine höhere Zuverlässigkeit erreichen als die gegenwärtigen zentral gesteuerten Systeme, insbesondere bei Second-Life Batterien.

Nach einem guten Abendessen mit Musik und Tanz und vielen interessanten Gesprächen verabschiedete der Kapitän seine Passagiere, die sich mit glücklichen Gesichtern und inzwischen eingeklappten Regenschirmen wieder an Land begaben. Eine rundum schöne Veranstaltung ging zu Ende.

Fritz Münzel